RUNDSCHAU-Leser waren gestern mit Dr. Manfred Kupetz vom Landesumweltamt auf Sommertour am Felixsee
Das Interesse der RUNDSCHAU-Leser war groß, als es hieß, es geht per Sommertour zum neu erbauten Aussichtsturm am Felixsee. Bei herrlichem Sommerwetter trafen sie sich gestern am See mit dem Geologen Dr. Manfred Kupetz vom Landesumweltamt Brandenburg, der nicht nur die Landschaftsformationen des Muskauer Faltenbogens beschreiben kann – er weiß auch, wie sie einmal entstanden. Sehr anschaulich und leicht verständlich erklärte er den Sommertour-Teilnehmern die komplizierte Thematik, die Besonderheiten und Schönheiten der Gegend.
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Foto: Fotos: Gerd Kundisch
Dr. Manfred Kupetz (rechts im Bild) erklärt die Aussicht vom Turm.RUNDSCHAU-Leser erhalten eine Geologie-Lektion.
Die Eiszeit und ihre Gletscher mit ihren mächtigen Gewichten waren schuld daran, dass verschiedene Sand-, Ton- und Kohle schichten wie Falten aufgeworfen und damit näher an die Erdoberfläche geschoben wurden. Dr. Manfred Kupetz beschrieb die Deformationen durch die immer weiter nach Süden drängenden Eismassen im Detail.
Rund 90 Kohlegruben Vor allem die dabei auftauchenden Kohleflöze seien für die Entwicklung der Region bedeutsam gewesen: Seit 1843 wurde hier Braunkohle abgebaut. Schließlich wurden bis zu 90 Gruben gezählt. Zunächst hat man unter Tage gearbeitet, weil man noch keine technischen Möglichkeiten für die Wasserhaltung besaß. «Die wohl tiefste Grube war die Grube Conrad mit 22 Sohlen» , weiß Dr. Kupetz. Dort zu arbeiten, sei höchst gefährlich gewesen, es habe zahlreiche Einbrüche und viele Tote gegeben. Nach 1900, als die notwendigen Pumpen verfügbar waren, sei man zum Tagebau übergegangen. «Kleine Tagebaue, verglichen mit den heute betriebenen» , unterstreicht Dr. Kupetz. Im Jahre 1973 sei die letzte Grube im Faltenbogengebiet geschlossen worden. «Man hatte zu DDR-Zeiten schon Ambitionen, die Tagebaue Welzow Süd und Nochten in dieses Gebiet zu führen, um die hier noch lagernden Kohleflöze abzubauen» , sagt Dr. Kupetz. Doch das wäre aufgrund technischer Probleme nicht möglich gewesen. So sei im Muskauer Faltenbogen eine attraktive Bergbaufolgelandschaft mit einer Vielzahl meist lang gestreckter Seen entstanden.
Seltene Tiere und Pflanzen Die vielen kleinen Wasserflächen wären übrigens auch ein Grund dafür, dass es hier eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen gebe, die vom Aussterben bedroht seien. «Auch hier, wo jetzt der Felixsee zum Baden einlädt, befand sich einmal ein Tagebau – zwischen 1916 und 1919 wurde Braunkohle abgebaut, danach füllte sich die Grube mit Wasser und wurde zum Badesee» , erklärt Dr. Kupetz. Sein Wasser sei sehr sauber, allerdings sei es saueres Wasser. Es enthalte erhebliche Mengen an Eisen und Sulfat. Deshalb sei es kein Lebensraum für Fische, und an den Uferzonen finde man beispielsweise auch kein Schilf. Schon vor der Wende habe man versucht, das Wasser zu neutralisieren – doch ohne großen Erfolg. Darf man dann überhaupt in solchen Bergbau-Restlöchern baden? «Das ist ohne weiteres möglich und bei der vorhandenen Säurekonzentration auch für die Haut nicht gefährlich, wenn man nicht jeden Tag in einem solchen See schwimmt» , betont Dr. Kupetz.
Sand für die Glasindustrie Doch die Gletscher haben nicht nur die Braunkohle hochgespült, sondern auch sehr reine Sande, die in der Region zur Glasherstellung verwendet wurden. Aber auch die gelben Tone kamen an die Oberfläche – aus ihnen wurden Ziegel gebrannt. Noch heute könne man Häuser aus diesen Ziegeln finden – beispielsweise in Halbendorf, Bad Muskau oder Groß Kölzig. Aber auch die Hirschapotheke in Döbern sei mit solchem Baumaterial errichtet worden – so Dr. Kupetz.
Genau untersuchte Endmoräne Dieses Wissen um den Ursprung und die Entwicklung der Faltenbogen-Landschaft möchte Dr. Manfred Kupetz einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen. «Man muss nicht in die Alpen fahren, um geologische Raritäten aufzuspüren» , sagt er. «Der Muskauer Faltenbogen sei weltweit die am genauesten untersuchte Stauch-Endmoräne.» Tausende Bohrungen seien erfolgt, seit 1850 über 900 Landschaftsschnitte angefertigt worden. «Hier weiß man genau, was das Eis in der Tiefe der Erde angerichtet hat» , betont er. Dieses Wissen soll künftig im «Nationalen GeoPark Muskauer Faltenbogen» vermittelt werden. Noch in diesem Jahr werde der Antrag auf Anerkennung als ein solcher Park gestellt. Die dafür notwendigen Voraussetzungen seien geschaffen worden. Nachdem durch ein Fördermittelprogramm des Landkreises Spree-Neiße ein 120 Kilometer langer Radwanderweg bereits fertig gestellt wurde, werden im angrenzenden Niederschlesischen Oberlausitzkreis die Arbeiten an einem Erlebniswanderweg zwischen dem Findlingspark Nochten und dem Neißetal beendet. Zudem seien in Brandenburg bereits verschiedene thematische Radtouren erarbeitet – die Altbergbautour, die Neißetaltour, die Glastour und die Geologietour. Auf der Altbergbautour beispielsweise, die über Klein Kölzig, Döbern, Bohsdorf und Jocksdorf und zurück nach Groß Kölzig führt, könnte man auf speziell angelegten Stichwegen einen Blick in alte Bergbauschächte und -gruben werfen.
Leider auch Vandalen am Werk Längs der Radwege sind Tafeln aufgestellt, die über alles Wissenswerte zur jeweiligen Tour informieren. «Nur leider haben Vandalen schon damit begonnen, solche Tafeln zu zerstören» , bedauert Dr. Kupetz. Stolz sei er auf das Info-Zentrum am Landschulheim Jerischke, wo sich Wanderer und vor allem auch Schulklassen über die Besonderheiten des Muskauer Faltenbogens informieren können. Auf Betreiben des Landschulheim-Leiters Dietmar Thron habe man sich entschlossen, hier auch vier kleinere Wanderwege für Kinder anzulegen.
Sicht bis zum Riesengebirge Aber auch der Bau des Aussichtsturmes am Felixsee ist ein Teil des Geopark-Projektes. Von hier aus kann man weit über das Faltenbogengebiet schauen. Um sich diesen Ausblick zu verschaffen, muss man den 36 Meter hohen Turm mit seinen 13 Ebenen und drei Aussichtsplattformen erklimmen. Fast alle RUNDSCHAU-Leser waren mit nach oben gekommen und versuchten, sich an markanten Punkten zu orientieren. Schwarze Pumpe und Jänschwalde, Tschernitz und Boxberg waren klar zu erkennen. «Manchmal kann man am Horizont sogar das Riesengebirge erkennen» , sagt Dr. Kupetz. Die Sommertour-Teilnehmer genossen die Aussicht. Keiner von ihnen war bisher auf dem Turm, so mancher will bald wiederkommen. Zum Beispiel Helga Schnalle aus Forst: «Mit meinem Enkelsohn werde ich auf die Bergbautour gehen. Er will Geologie studieren und freut sich schon darauf. Schade, dass er heute nicht dabei sein und den interessanten Vortrag von Dr. Kupetz hören konnte.»
Service Termin für nächste Sommertour
Am kommenden Montag, dem 18. Juli, startet die nunmehr sechste RUNDSCHAU-Sommertour dieses Jahres. Diesmal wird eine Führung durch den Forster Rosengarten angeboten. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr am Haupteingang. Rosengartenleiter Jens Hofmann wird die RUNDSCHAU-Leser begrüßen und dabei sicher auch über die weitere Entwicklung des Areals sprechen. Wer an dieser Sommertour teilnehmen möchte, kann sich ab heute bis einschließlich Donnerstag, in der Zeit von 8 bis 18 Uhr, dafür anmelden – telefonisch bei der LAUSITZER RUNDSCHAU, Tel.: 01801 / 22 22 30 (zum Ortstarif). Maximal können 25 Personen teilnehmen; die Vergabe der Plätze erfolgt nach Eingang der Anmeldungen. Bitte geben Sie in jedem Falle Ihren Namen, Ihre vollständige Adresse und Ihre Telefonnummer an.